Historischer Druck: Verschiedene Formen von Straßenlaternen mit Gasflamme

Mixed Pixels - Digitalisiertes Archivgut online: November 2023

Ich geh‘ mit meiner Laterne…Vom Martinsumzug über das Bad Homburger Laternenfest bis hin zur Straßenbeleuchtung.

Dieses berühmte Kinderlied verbinden viele Menschen mit dem jährlichen Laternenumzug, der, je nachdem, ob eine Region eher katholisch oder protestantisch geprägt ist, entweder am 10. November zum Namenstag des Reformators Martin Luther (protestantisch) oder aber zu Ehren des heiligen Martin von Tours am 11. November (katholisch) begangen wird.

Wie auf diesem Foto des Fotografen Herbst ziehen zum Laternenumzug oder Laternenfest gemäß der Tradition ganze Kinderschaaren mit ihren mitunter selbstgebastelten Laternen singend durch die Städte und Dörfer.

Schwarz-Weiß-Foto: Eine Kindergruppe hält Papierlaternen in den Händen
Kindergruppe beim St. Martins-Laternenumzug, um 1960 (HHStAW, 3008/47, 3551)

Die Stadt Bad Homburg begeht bereits seit 1935 ein eigenes Laternenfest, das unabhängig vom Martinstag Ende August/ Anfang September mit einem großen Volksfest samt der jährlich gewählten Laternenkönigin und eines großen Festzuges gefeiert wird. Eine frühe, humoristische Werbepostkarte für dieses Familienfest findet sich im Staatsarchiv Darmstadt.

Karikaturhafte Zeichnung: Tor mit Putten, darüber Schild mit Text "Un der Vadder un die Mudder un die Omama..." und Figuren mit Laternen
Werbekarte des Bad Homburger Laternenfestes, um 1930 (HStAD, R 4, 12733)

Von den kleinen, durch eine Kerze oder heute zumeist durch ein elektronisches Licht erhellten Laternen der Kinderumzüge geht es nun zu den Straßenlaternen, wie sie allerorts an Straßen und Wegen zu finden sind. Während der dunklen Jahreszeit erhellen die Straßenlaternen täglich vielen Menschen den Weg. Oftmals wird diese Beleuchtung gar nicht mehr wahrgenommen und man merkt erst, dass Laternen am Straßen- oder Wegesrand stehen, wenn diese just im Moment des Vorbeigehens an- oder ausgeschaltet werden. Dabei war die Beleuchtung unserer Straßen nicht immer selbstverständlich. Zwar reichen Berichte über beleuchtete Straßen bis in die Antike zurück, für Deutschland stammen erste Nachweise aber erst aus dem 17. Jahrhundert. Damals wurden die Laternen in Hamburg mit Walöl gespeist, und in Berlin sollte an jedem dritten Haus eine Öllaterne angebracht werden. Im Staatsarchiv Marburg findet sich eine Zeichnung einer Straßenlaterne aus dem 19. Jahrhundert.

Kolorierte Zeichnung: ein Glasgefäß hängt in einem Metallkranz, der auf dem Laternenmast befestigt ist.
Ein früher Laternenentwurf, Anfang 19. Jahrhundert (HStAM, 300, P II 113)

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Gaslaternen eingeführt und ersetzten allmählich die älteren Laternen. Das Kreisamt Bensheim stellte um 1880 Überlegungen zur Anschaffung von Gaslaternen an, weshalb in den Beständen des Staatsarchivs Darmstadt mehrere Drucke von Laternenentwürfen überliefert sind.

Verschiedene Modelle gasbetriebener Straßenlaternen mit einer und mehreren Flammen
Verschiedene Modelle gasbetriebener Straßenlaternen, um 1880 (HStAD, R 4, 21422 UF und 23368 GF)

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielten die Gaslaternen Konkurrenz. 1882 erhellten die ersten elektrischen Laternen die Straßen Nürnbergs und Berlins. Viele Städte hielten jedoch noch lange an den günstigeren Gaslaternen fest, und auch heute können vereinzelt noch Gaslaternen bestaunt werden, so zum Beispiel in Frankfurt am Main. Momentan steigen mehr und mehr Städte und Kommunen auf LED-Beleuchtung oder gar solarbetriebene Laternen um. Falls Sie in den nächsten Tagen also zu einem Herbstspaziergang aufbrechen, werfen Sie ruhig mal einen Blick auf die hell leuchtenden Laternen Hessens.

Andrea Langner, Hessisches Landesarchiv

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