Zeichnung: Handgemaltes, buntes Bühnenbild mit verschiedenen Requisiten

Bildband zu Lothar Schenck von Trapp erschienen

Eine reich bebilderte Publikation widmet sich erstmals dem Werk des Darmstädter Bühnenbildners Lothar Schenck von Trapp

Dass wissenschaftliche Editionen zu den Kernaufgaben Historischer Kommissionen gehören, steht außer Frage. Dass diese aber auch sehr farbenprächtig ausfallen können, belegt der gerade erschienene Band, bei dem es sich in gewisser Weise auch um eine Edition handelt. Denn er bietet mit ca. 200 Abbildungen einen umfassenden Einblick in den erstaunlich umfangreich überlieferten künstlerischen Nachlass des Bühnenbildners Lothar Schenck von Trapp (1889–1950), der während der avantgardistischen Blütezeit des Hessischen Landestheaters der 1920er Jahre maßgeblich das Erscheinungsbild der Bühnenproduktionen in Darmstadt prägte. Neben den archivalischen Quellen, v.a. im Hessischen Landesarchiv, basiert der Band auf dem ausgesprochen umfangreichen künstlerischen Nachlass in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt sowie dem Theatermuseum Köln-Wahn.

Lothar Schenck wuchs in Wiesbaden auf und erhielt u.a. bei Prof. Friedrich Lütkemeyer in Coburg eine Ausbildung zum Bühnenmaler. 1913 nahm er eine Anstellung als Theatermaler am Hoftheater in Darmstadt an, wo ihn der dortige Bühnenbildner Kurt Kempin beeinflusste. Nach Kriegseinsatz kehrte er nicht mehr nach Darmstadt zurück, sondern ging – jetzt unter Hinzufügung des Geburtsnamens der Mutter als Lothar Schenck von Trapp – kurzzeitig an das Stadttheater nach Mainz (1919––1920) und dann an das Staatstheater Wiesbaden (1920–1924). Dort brachte er es durch seine vom Jugendstil beeinflussten, stilisierten Bühnenbilder zu einigem Renommee. Wegen eines Theaterskandals, in den er verwickelt war, musste er das Wiesbadener Haus verlassen und wurde vom Darmstädter Intendanten Ernst Legal an das Hessische Landestheater berufen.

Zeichnung: Bühnenbild in zwei Ebenen, darauf drei Bütten oder Rednerpulte mit abstrakten Masken
Bühnenbild zu "Ein Maskenball" von Lothar Schenck von Trapp

In Darmstadt sollte er als Bühnenbildner und Ausstattungsleiter maßgeblich den Inszenierungsstil des Theaters bestimmen. Bekannt für seine farbenfrohen Bühnengestaltungen wurden seine Produktionen oft Publikumsmagneten, gerieten aber wegen ihres extravaganten und fantasiereichen Stils immer wieder in den Fokus der Kritik. Zu nennen sind u.a. die Inszenierungen von Molières „Monsieur de Pourceaugnac“, Richard Strauss‘ „Intermezzo“, Hindemiths „Hin und zurück“ oder Wagners „Lohengrin“. Auch in der Ära des Intendanten Carl Ebert blieb Schenck von Trapp eine feste Größe in der Darmstädter Theateravantgarde, deren Entwürfe bis heute sowohl als theaterhistorische Zeitdokumente wie auch wegen ihres künstlerischen Wertes bestechen. Der Fokus der vorliegenden Publikation liegt deshalb auch auf der produktiven Darmstädter Phase seines Schaffens.

1929 wechselte Schenck von Trapp vor den Darmstädter Sparzwängen nach Kassel, blieb dem Landestheater aber als Gastbühnenbildner erhalten, wo er u.a. die Bühnenbilder der bekannten Inszenierung von Alban Bergs „Wozzeck“ (1930) schuf. 1933 ging er nach Wiesbaden. Weitere Gastverpflichtungen in Darmstadt blieben aus. In der Wiesbadener Zeit zeigten die Bühnenbilder – nicht zuletzt der NS-Kunstideologie verpflichtet – kaum noch die Kreativität und Experimentierfreude wie in Darmstadt. Wegen eines Sexualdelikts 1943 entlassen, siedelte Schenck von Trapp nach Berlin um und heiratete dort die Kostümbildnerin Aenne Pfusch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der meistbeschäftigte Bühnenbildner Berlins mit Projekten an verschiedensten Bühnen der Stadt, vor allem an der Staatsoper Unter den Linden. Während er sich um eine Rückkehr nach Wiesbaden bemühte, verstarb er überraschend in Berlin. Mithilfe des Bandes kann nun erstmals ein umfassender Einblick in sein Schaffen gewonnen werden wie auch in die vielschichtigen Produktionen des Hessischen Landestheaters in seiner Blütezeit.

Rouven Pons: Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp. Idee und Wirklichkeit der Darmstädter Theatermoderne, Darmstadt, Marburg 2024 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 194), ISBN 978-3-88443-349-2, 28,– €

Zu beziehen über den Buchhandel oder die Hessische Historische Kommission, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt, hiko@haus-der-geschichte.com

Rouven Pons, Darmstadt